Sonntag 23.6. – Donnerstag 27.6.2024 |
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Allgäu, Tirol, Südtirol, Trentino |
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Fernpass, Holzleitensattel, Brenner, San Giovanni |
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560 km am Stück |
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Manuel |
Die Tour noch einmal im Re-Live erleben
Die Idee irgendwann mal in einem Rutsch von Welzheim an den Gardasee zu radeln, ist vermutlich nach unserer ersten Langstrecken Tour von Welzheim an den Wolfgangsee aus dem Jahr 2018 entstanden.
Allerdings konnten die Pläne nie konkret verfolgt werden, später kam noch Corona dazu. Aber dann bot sich im Jahr 2024 eine gute Gelegenheit, denn die Dienstagsradler wollten ihre alljährliche Alpentour an den Gardasee verlegen, um dort einmal in alle Himmelsrichtungen ausschwärmen zu können und das herrliche mediterrane Rennradrevier am Gardasee zu genießen. In diesem Zusammenhang war auch die Idee entstanden, das ganze als „Überraschung“ zu planen mit einem freudigen: „Hallo! Da bin ich!“.
Daher wurden die Pläne Anfang 2024 immer konkreter. Glücklicherweise kam dazu der Community Ride von Mr. Gargelfing dazu, der perfekt in das Training passte. Auch konnte ich wichtige Informationen aufschnappen und entschied mich daher zu einer Routenänderung. Ursprünglich wollte ich über den Reschenpass fahren, nun sollte es der Brenner werden. Für den Anfang mal die einfachere Variante, denn am Brenner gab es auch nachts Tankstellen, für die nächtliche Verpflegung mit Cola und Snacks.
In den nachfolgenden Wochen mache ich mir noch Gedanken zum Rad Setup, bestellte eine neue Tasche von Cyclite (sehr empfehlenswert!) und fand eine Lösung für die perfekte Positionierung des Frontlichts (Supernova M99 Mini Pro mit USB Anschluss – hing bei mir an einer 20.000 Powerbank, bei der ich ca. 25% verbraucht habe).
Glücklicherweise konnte ich Dieter eine Reisetasche für die Tage am Gardasee mitgeben und konnte mich so mit wenig Gepäck und hauptsächlich Verpflegung auf die Reise machen.
Auch ich habe noch nicht die perfekte Mischung für die Verpflegung für solche Touren gefunden, aber so langsam wird es besser. Dank der neuen Food Pouch (ebenfalls von Cyclite) waren so die Haribos immer griffbereit.
Wie immer spielt bei solchen Touren das Wetter eine große Rolle. Auch bei dieser Tour war es lange unsicher, denn ich wollte hier unbedingt eine längere Fahrt im Regen vermeiden. Einige Zeit sah es so aus, als ob der Samstag der bessere Starttag wäre, dann war es wieder der Sonntag. Dennoch war es für mich klar, morgens um 09:00 zu starten, damit ich am nächsten Tag morgens im hellen auf dem Brenner war. Im Nachhinein eine gute Entscheidung, natürlich mit weiteren Optimierungsmöglichkeiten.
Nach und nach kristallisierte sich dann doch der Sonntag als perfekter Starttag heraus.
Da ich die Familie, Freunde und Arbeitskollegen im Rahmen der Tour auch unterhalten wollte, habe ich mit Hilfe der App von www.locatoweb.com meinen Standort Live geteilt – damit hatte die Tour auch einen gewissen Unterhaltungsfaktor zum sog. Dotwatching.
Die Route
Geplant war um 09:00 Uhr in Welzheim zu starten, über Günzburg ins Mindeltal zu fahren. Über Mindelheim und Marktoberndorf gibt es dann nach Füssen um gegen Abend am Fernpass (1215 m) anzukommen.
Den Fernpass würde ich dann im Dunkeln überqueren – ich rechnete mit deutlich weniger Verkehr. Im Anschluss geht es weiter von Nassereith über den Holzleitensattel (1126 m) ins Inntal. Von dort aus über die Brennerbundesstraße hinauf zum Brennerpass (1374 m).
Diese Auffahrt war mir vom Ötztaler Radmarathon schon bestens bekannt. Im weiteren Verlauf vom Brenner über Sterzing nach Bozen und durch das Etschtal über Trento nach Rovereto. Von dort sind es noch knapp 20 km bis zum Gardasee. Kurz vor dem Lago überquert man auch noch den niedrigsten Alpenpass San Giovanni (287m, „The Place to be“ laut Ahoibrowse) .
Endlich – es geht los: Welzheim - Füssen
Die Nacht vor dem Start konnte ich glücklicherweise gut schlafen. Somit stand der darauffolgenden Nachtfahrt nichts im Wege. Somit stand ich Sonntag morgens um kurz vor 9.00 Uhr mit leichtem Gespräch am Rad – hauptsächlich Verpflegung - vor der Tür und war startbereit. Ein Nachbar erkundigte sich mit meinem Ziel und wunderte sich über die Auskunft: „Morgen bin ich am Gardasee!“
Auf den ersten 60 km wurde ich noch von Christoph begleitet, der seine erste 100er Tour des Jahres fahren wollte. Christoph und ich hatten damals zusammen die Schallmauer von 400 km auf der Fahrt von Welzheim zum Wolfgangsee (hinter Salzburg) durchbrochen.
Ich freute mich, ihn auf der ersten Teilstrecke dabei zu haben. Bei Iggingen trafen wir auf die Teilnehmer der Birenbacher Berglestour (einer RTF) und wurden nach unserem Ziel gefragt – wieder gab es große Augen. Bei Heubach wartete der erste ordentliche Albaufstieg auf uns den wir gemütlich hochpedalierten. Und schon waren wir auf der Albhochfläche. Dort oben war wie gewohnt wenig Verkehr – wir kamen gut vorran.
Video Update 1
Von Heidenheim (KM 55) folgten wir dem Lauf der Brenz, durch das wunderschöne Eselsburgertal. Kurz darauf trennten sich die Wege von Christoph und mir, denn Christoph machte ich wieder auf den Heimweg.
Nach dem letzten Bild zusammen überreichte er mir Traubenzucker und Haribo als weitere Verpflegung für die weitere Strecke. Herzlichen Dank dafür!
Kurz darauf durchquerte ich das Donautal bei Günzburg (KM 88) und machte nach Günzburg einen Stopp bei einem Autohof, um meine Trinkflaschen aufzufüllen. Im weiteren Verlauf ging es über schöne Wege über Krumbach (KM 117) nach Mindelheim (KM 144). Dort gabs das erste und leider auch einzige Eis bis zur Zielankunft in Torbole.
Video Update 2
So langsam zeigten sich am Horizont die Berge, die von dunklen Wolken eingehüllt waren, während ich noch im Sonnenschein Richtung Alpen fahren durfte.
Gegen 19:30 Uhr erreichte ich Füssen (KM 211). Hier wollte ich unbedingt ordentlich was essen, bevor es in die Nacht ging. Also suche ich mir die nächstbeste Pizzeria, checkte die Google Bewertungen und bestellte eine Pizza Hawaii und 1,5 l Fanta. Kleiner gabs nicht. Somit habe ich mir eine ordentliche Grundlage für den weiteren Verlauf geschaffen.
Durch die Nacht: Füssen – Brennerpass
Kurz nach Füssen radelte ich am Lechfall vorbei und war kurz darauf schon in Österreich. Kurz nach Reutte (KM 225) wollte ich pflichtbewusst dem Radweg folgen, der nach einiger Zeit auf einen steilen Schotterweg mündete. Also umdrehen und die geplante Strecke Richtung Ehrwald nehmen. Den Fernpass (KM 257) erreichte ich um 23:00 Uhr. Glücklicherweise hatte ich die Richtige Zeit für die Überquerung des Fernpass gewählt mich überholten nur wenige Autos – Tagsüber sieht das ganz anders aus!
Unterhalb des Fernpass (KM 268) wartete schon (Zitat Ahoibrowse: „Der Fels in der Brandung“), die 24/7 geöffnete OMV Tankstelle. Ich kam rein, wurde freundlich begrüßt und gefragt wo es hingeht 😉.
Die Tagesempfehlung lautete: „Also normalerweise bestellen die Radler hier immer 3 Leberkäsweckle.“ Ich dachte „Wow, genial, es gibt warmen Leberkäs.“ Also bestellte ich um 23:25 zwei LKW, schaffte aber nur einen zu essen und nahm den zweiten eingepackt mit. Kann man ja immer mal brauchen. Dank der Ladestation konnte ich meine Geräte auch laden – somit wurde die Pause optimal genutzt.
Perfekt gestärkt ging es jetzt über den Holzleitensattel (1126 m) in einen weiteren Anstieg hinein. Während der Routenplanung entschied ich mich für die normale, gut ausgebaute Straße, die mit 4,5% im Durchschnitt leicht ansteigend 315 hm auf 7 km machte. Also ein optimaler Anstieg um nach der Pause die Beine wieder ans Pedalieren zu gewöhnen. Mitten im Anstieg begegnete mir das einzige „Wildtier“ auf der ganzen Route. Ein Igel kreuzte meinen Weg – glücklicherweise während des Anstieges und nicht bei der Abfahrt….Die Temperatur war mit 12-14 Grad sehr angenehm – ich hatte nur meine Armlinge angezogen.
Die Passhöhe (Km 278) war unspektakulär, und so fuhr ich weiter in Richtung Telfs ins Inntal. Hier bewährte sich ein weiteres Mal die Fernlichtfunktion der Supernova M99 mini Pro Lampe. Perfekt ausgeleuchtet konnte ich die 15 km lange Abfahrt mit einem 40er Schnitt fahren!
Um 01:00 Uhr erreichte ich die Innenstadt von Telfs (KM 293) und machte an einem Brunnen eine Pause. Ich konnte meine Trinkflaschen auffüllen und genehmigte mir das zweite Leberkäsweckle.
Nun ging es entspannt über freie Landstraßen und angenehmen Temperaturen von 14 Grad durchs Inntal Richtung Innsbruck.
Die Landeshauptstadt von Tirol Innsbruck erreichte ich gegen 02:30 Uhr bei Kilometer 322. Nun kam der nächste Anstieg zum Brenner. Ich wählte die Route über die Bundesstraße, da es hier auch noch Tankstellen gibt, die nachts offen haben. Eine solche Tankstelle habe ich auch genutzt, um mir eine Cola und ein Eis zu gönnen. So gegen 03:30 Uhr.
Als ich um 05:00 Uhr am letzten Anstieg des Brenners ankam, war es schon wieder Hell.
Hurra! Die Nacht war dann doch recht kurz, und auch kurzweilig.
Über diesen Abschnitt hatte ich mir am meisten Gedanken gemacht. Wie wird es sein, in der Nacht zu fahren? Für viele erscheint es deutlich gefährlicher bei Nacht zu fahren, wie am Tage. Für mich ist das genau andersrum. Sofern man nachts gut beleuchtet ist, ist dann hier deutlich sicherer unterwegs wie nachmittags im Berufsverkehr. Eine weitere Überlegung war es, wie sich der Körper verhält, wenn man auf Schlaf möglichst verzichten möchte.
Zu meinem Glück zeigte mein Körper überhaupt keine Müdigkeit, dass ich auch nicht daran dachte, einen Powernap einzulegen. Durch viele Podcasts, die ich im Vorfeld dazu angehört hatte, wurde immer wieder gesagt: Die erste Nacht ist es kein Problem durchzufahren. Bei der zweiten Nacht wird es eher kritisch.
Also war ich froh, und dankbar dass es bei mir ohne Müdigkeit klappte, und ich einfach so durchfahren konnte. Allerdings hatte ich bis auf die Abfahrt vom Holzleitsattel auch keine Abschnitte dabei, die in höheren Geschwindigkeiten gefahren wurden. Die meisten Abschnitte in der Nacht waren also Anstiege in normalem Tempo.
Videoupdate vom Brenner
Die Passhöhe erreichte ich um 05:20 Uhr bei Kilometer 361. Hier musste natürlich das obligatorische Bild am Grenzstein gemacht werden. Ich hielt mich nicht lange auf und machte mich gleich auf den Weg in Richtung Sterzing (KM 374).
Das große Finale: Brenner – Bozen – Lago di Garda
In Stilves kurz nach Sterzing hatte ich schon bei der Routenplanung eine Bäckerei entdeckt, die früh morgens offen hat. Hier habe ich dann mit Espresso und Wurstweckle gefrühstückt.
Auf dem Abschnitt zwischen Sterzing und Bozen entschied ich mich, den Radweg zu nutzen. Leider war der Radweg auch bergab mit einigen steilen Anstiegen versehen, die einem nach Knapp 400 Kilometern auch noch die letzten Körner zogen.
Ein Learning für das nächste Mal: Ich werde definitiv den Abschnitt Sterzing – Bozen nicht mehr auf dem Radweg fahren. Der Radweg ist hier auch Bergab mit soviel giftigen Rampen versehen, dass es keinen Spaß mehr machte und man auch nicht vorran kam.
Da ich an einem Montagmorgen dort auftauchte, war auf der Hauptstraße auch viel Verkehr, daher ist diese Option leider weggefallen.
Ich würde mich vermutlich eher für das Penser Joch entscheiden, oder den Jaufenpass wählen. Auch die Variante über den Reschenpass ist für mögliche Touren in dieser Richtung noch nicht aus dem Rennen.
Gegen 10:30 Uhr erreichte ich Bozen (KM 448) und fand mich glücklicherweise schnell auf dem Etschtalradweg ein – die perfekte Rad-Autobahn Richtung Süden. Hier konnte ich wieder ordentlich Kilometer machen.
So erreichte ich gegen 15:00 Uhr Rovereto (KM 536) und verließ das Etschtal Richtung Lago di Garda. Nun war es nicht mehr weit! Auch beim Schreiben dieser Zeilen bekomme ich immer noch Gänsehaut, wenn ich mich daran zurück erinnere. Den letzten und auch niedrigsten Pass der Alpen San Giovanni (287 m) – (Zitat Ahoibrowse: „The Place to be“).
Dann war es Endlich so weit. Nach 550 km erreichte am Montag um 16:00 Uhr den Gardasee. Was für ein geniales Gefühl. Da ist man ewig unterwegs, fährt durch einen Kreisverkehr, einmal um eine leichte Linkskurve, und was tut sich da vor einem auf? Der Lago di Garda! Ziel erreicht!
Damit sich der Titel der Fahrt „Für ein Eis an den Lago di Garda“ auch bewahrheitet, folgten natürlich die obligatorischen 5 Kugeln Eis an der Promenade in Torbole.
Ein weiteres Highlight wartete aber noch auf mich. Die Dienstagsradler genossen ihr Zielbier auf der Terrasse vor dem Hotel und wussten (bis auf Dieter) bisher nichts von meinen Plänen 😉.
Somit machte ich mich auf den Weg Richtung Arco zum Hotel und wurde dort von allen Herzlich empfangen. Auf den Bildern sehe ich nicht mehr so fit aus, aber ich war sehr froh, gesund und ohne Panne am Gardasee angekommen zu sein.
Das relive Video dazu:
Der durchaus lesenswerte Nachrichtenverlauf des Livetrackers
Tag 1 – Einmal um den Gardasee
Nach einer solchen Tour würden viele vermutlich an einen Ruhetag denken. Auch ich dachte daran, wusste aber durch meine Erfahrungen von der München – Meran Tour, dass ich am Folgetag durchaus in der Lage war, wieder Rad zu fahren. Also entschied ich mich, mit den anderen Dienstagsradlern einmal um den Gardasee zu fahren. Leider erwischten wir Wechselhaftes Wetter und einen Tag mit viel Verkehr. Dennoch hatten wir eine gute Zeit und konnten den See einmal komplett umrunden. Nur die Kilometer am Schluss durch die Tunnels vor Riva haben den Spaß etwas verdorben. Durch einige kritische Überholmanöver war man dauerhaft unter Anspannung.
Kettencheck nach 560 km
Tag 2 – Ruhetag abgesagt, All in! am Monte Baldo
Auch am zweiten Tag war nicht an einen Ruhetag zu denken. Ich war schon früh auf den Beinen und machte um 06:00 Uhr einen Spaziergang durch Arco. Leider war die Burg noch geschlossen, trotzdem konnte ich einige schöne Ausblick genießen.
Heute war deutlich besseres Wetter angesagt, so entschied ich mich, hinter der Gruppe herzufahren, da ich noch etwas Haribo für die heutige Bergetappe einkaufen wollte. Somit konnte ich immer wieder an einigen schönen Stellen anhalten und Bilder machen. Schließlich waren wir ja im Urlaub 😊.
Kurz vor dem Anstieg holte ich die Gruppe wieder ein und wir fuhren gemeinsam den ersten Anstieg hoch. Endlich wieder ohne Drehzahlbegrenzung fahren – herrlich! Im Anstieg zum Monte Baldo erwischte uns ein Regenschauer und wir stellten uns einige Minuten unter. Ich nutzte die Gelegenheit um in einem Laden in der Nähe nachzutanken.
Schließlich hatten wir das Hochplateau erreicht und fuhren anschließend über eine lange Abfahrt hinunter nach Mori. Am Aussichtspunkt Richtung Gardasee machten wir dann noch ein Gruppenbild.
Die Rückfahrt
Da mein Zug erst ab 13:30 Uhr in Rovereto fuhr, wollte ich die Zeit nutzen und plante eine schöne Strecke Etsch Aufwärts um dann mit ein paar Höhenmeter Extra in Trento loszufahren. An diesem Tag war wunderschönes Wetter und so konnte ich noch einige Fotostopps machen.
Unterwegs kam ich noch an einem Obststand mit Kirschen vorbei und kaufte 1kg Kirschen für den Heimweg. In Trento angekommen, holte ich mir den letzten Reiseproviant im Supermarkt und schon ging es ab zum Bahnhof.
Der Zug war ziemlich ausgebucht, und auch das Radabteil war etwas rustikal. Beim nächsten Mal werde ich eher auf den Regionalzug bis zum Brenner setzen und dann von dort über Innsbruck den Heimweg antreten. Da ist man wesentlich flexibler und hat auch einen eigenen Waggon für den Radtransport.
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Dieter Schick (Mittwoch, 17 Juli 2024 16:48)
Super Tour, super Bericht! Und dann noch 2 Tage mit den DR am Lago auf Strecke.